Plötzlich blind – und dennoch mitten im Leben: auric-Mitarbeiter Thomas Laumann berichtet

Thomas Laumann arbeitet bei auric im IT-Support. Im Alltag steht ihm sein speziell ausgebildeter Blindenhund Emil zur Seite. Der Mann nennt den Vierbeiner „seine Lebensversicherung“. Doch viele Menschen wissen offenbar nicht, wie wichtig diese tierische Begleitung für einen Blinden ist.

Als Thomas Laumann morgens aufstand, war die Welt noch in Ordnung. Doch wenige Stunden später passierte es: „Von jetzt auf gleich konnte ich mit dem rechten Auge nichts mehr sehen“, sagt er. Also schnell zum Arzt, die Diagnose lautete „Netzhautablösung“. Noch am selben Tag wurde er in einer Spezialklinik operiert. Doch sein Auge war nicht mehr zu retten. Das war Ende des Jahres 2010.

2016 folgte dann der nächste Schicksalsschlag. Jetzt hatte sich auch die Netzhaut seines linken Auges abgelöst – und Thomas Laumanns Sehvermögen hatte sich noch einmal deutlich verschlechtert. Seit jenem Tag erkennt er nur noch Schemen. „Ich wusste zunächst nicht, wie es weitergehen soll“, erzählt der 56-Jährige heute.

In der Folge absolvierte Thomas Laumann die sogenannte Blindentechnische Grundausbildung. Er lernte wichtige Kenntnisse und Fertigkeiten, die für die Selbständigkeit im Alltag und im Beruf unerlässlich sind, etwa das Lesen und Schreiben von Blindenschrift oder die Bedienung eines Computers, ohne den Inhalt des Monitors sehen zu können. „Das alles waren für mich völlig neue Erfahrungen“, sagt er.

„Was kommt jetzt auf mich zu?“

Der auric Gruppe war Thomas Laumann zu jener Zeit bereits seit vielen Jahren als Mitarbeiter verbunden. Doch auch im Job stand er nach seiner Erblindung vor so manchen Fragen: „Was kommt jetzt auf mich zu? Werde ich überhaupt noch gebraucht?“

Seine anfänglichen Sorgen um die berufliche Zukunft stellten sich schnell als unbegründet heraus. „Ich hatte die Chance bekommen, intern den Aufgabenbereich wechseln. Fortan konnte ich im IT-Support arbeiten“, berichtet Thomas Laumann.

Thomas Laumann arbeitet seitdem ausschließlich im Homeoffice. Er hilft seinen Kolleginnen und Kollegen per Telefon, wenn sie Probleme mit ihren Computerprogrammen haben, oder wenn der Drucker mal nicht funktioniert. Auch der Umgang mit E-Mails ist für ihn kein Problem. Wenn die elektronischen Nachrichten in seinem Postfach landen, liest eine spezielle Software sie vor. Wer im Zuge der Arbeit mit Thomas Laumann zu tun hat, und nicht weiß, dass er blind ist, wird es nicht merken.

Unterwegs in Begleitung von Double Doodle Emil

Auf der Straße zeigt Thomas Laumann jedoch deutlich, dass er nichts sehen kann. An seiner Jacke trägt er einen runden gelben Anstecker mit drei schwarzen Punkten, in der Hand hält er einen Blindenstock – und meist ist er in Begleitung seines Blindenführhunds Emil unterwegs. Auf seinem Geschirr steht klar erkennbar: „Blindenführhund im Dienst“.

Seit August 2022 sind Thomas Laumann und Emil ein unschlagbares Team. Der drei Jahre alte, schwarz-weiße Double Doodle ist ein voll ausgebildeter Blindenhund. In einem mehrere Hundert Stunden währenden Training ist das Tier fit gemacht worden, um Thomas Laumann im Alltag zur Seite zu stehen. Der Hund warnt ihn vor Stolperfallen, weist den Weg zu Zebrastreifen, zu Gebäudeeingängen oder Aufzügen. „Emil ist für mich eine unerlässliche Hilfe im Alltag“, sagt Thomas Laumann.

Rechtlich betrachtet gilt Hund Emil nicht als Haustier, sondern als medizinisches Hilfsmittel. Und somit genießt der Double Doodle besondere Rechte. Klebt an einer Restaurant- oder Ladentür beispielsweise der Hinweis „Hunde müssen draußen bleiben!“, gilt diese Einschränkung nicht für Blindenhunde.

Viele Beschäftigte kennen sich nicht aus mit Blindenführhunden

Laut Behindertengleichstellungsgesetz darf Menschen der Zutritt zu Ladenlokalen oder ähnlichen Bereichen nicht verweigert werden, weil sie von einem Assistenz- oder Blindenführhund begleitet werden. „Leider ist das oft nicht bekannt“, berichtet Thomas Laumann, der schon oft beim Metzger, beim Bäcker oder beim Schnellimbiss wegen seines Hundes des Ladens verwiesen wurde.

Dennoch steht Thomas Laumann mit beiden Beinen im Leben – ganz gleich, ob bei der Arbeit oder in der Freizeit. Er geht zum Beispiel gerne ins Fußball-Stadion, wo er den Spielverlauf dank einer Live-Kommentierung verfolgt.

„Nach meiner Erblindung wusste ich damals erstmal nicht, wie es weitergehen soll“, sagt Thomas Laumann. „Und tatsächlich gibt es da kein Patentrezept. Ich bin daher dankbar dafür, dass mir die auric-Gruppe den Wechsel in einen Arbeitsbereich ermöglicht hat, der perfekt zu mir passt – und jetzt habe ich zusätzlich noch das große Glück, dass mich Emil im Alltag begleitet. Er ist meine Lebensversicherung.“